Initiativ-Übersetzung für „Fightland“

Bei der Recherche für eine Bewerbung stellte ich fest, dass eine dem Kampfsport gewidmete Kategorie nur auf spanisch und englisch verfügbar war. Dieser Umstand verblüffte mich, da MMA und relevante Kampfkünste sich in Deutschland wachsender Beliebtheit erfreuen. Ich praktiziere selbst seit 13 Jahren Kung Fu, und stiess vor kurzem auf eine chinesische TV-Dokumentation, in der MMA-Kämpfer die Wurzeln ihres Stils in ihrem Heimatland erforschen. In der Serie besuchen die Protagonisten die Großmeister der vielfältigen traditionellen Kung Fu-Stile. Der Betrachter bekommt einen extrem seltenen Einblick in zuvor unveröffentlichte Techniken und wirkungsvolle Trainingsmethoden, mit denen selbst die erfahrenen MMA-Kämpfer an ihre Grenzen geraten. Auf den Seiten von „Fightland“ fand ich eine Rezension zu „New Masters“, einem Dokumentarfilm über Chinas derzeitiger Tendenz dazu, seine traditionelle Kampfkunst durch den kommerziellen Trendsport MMA abzulösen. Auch wenn meine eigenen Ansichten nicht unbedingt die dem Autors entsprechen, lag es nahe, diesen Beitrag als Beispiel für meine Übersetzungsfähigkeiten zu wählen.

THE NEW MASTERS: EINE DOKUMENTATION ÜBER MMA UND KUNG FU IN CHINA

MMA ist in China eingeschlagen wie eine Bombe. Jeder größerer Promoter der Welt versucht, in den Markt einzudringen, mit einem unterschiedlichem Maß an Erfolg. Die Kampfkunst-Gemeinschaft der Nation brummt mit Fight Nights und neuen Fitness-Studios, mit Importen aus Brasilien und Reisen nach Thailand, die neuen Schwung in Angriffsstrategien bringen sollen. Mehrere chinesische Kämpfer haben es in die UFC geschafft. Ihre Leistung war zwar bislang nicht sonderlich beeindruckend, sie sind erst die zweite Generation von MMA-Kämpfern aus China. Aber sie sind die ersten, die Mixed Martial Arts Training nach Regelwerk durchführen, die ihr Land verlassen und gegen internationale Wettbewerber antreten. Die ersten, die an der Spitze der MMA-Welt mitmischen.

Vor einigen Wochen reagierten die chinesischen Sportbehörden auf diese Entwicklung, indem sie ein verworrenes Bürokratienetz aufdröselten, das regionale Veranstalter zuvor davon abgehalten hatte, kleinere Kämpfe anzubieten. Da es daraufhin bereits an jedem Wochenende Darbietungen in unzähligen chinesischen Kleinstädten gab, mangelt es mittlerweile an Kämpfern. Jeder lokale Gangster mit Verbindungen zu einem Sanda Club versucht,  ein MMA Fitness-Studio zu eröffnen. Der Markt öffnet sich gerade erst. Noch weiss niemand, wie er funktioniert, das Rennen kann jeder machen.

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Während die MMA-Explosion die chinesische Kampfsportindustrie auf den Kopf stellt, fragt sich die traditionelle Kampfkunst, insbesondere Kung Fu, wo der Zug ist, auf den sie noch aufspringen könnten. Die MMA-Werkzeugkiste enthält viele der weltweit größten Kampfsportarten, Sambo und amerikanisches Wrestling, Boxen und Muay Thai, BJJ und Judo, Taekwondo und Karate. Kung Fu ist auffällig abwesend. Bruce Lee gilt als einer der Väter des MMA, ein Kung Fu-Meister, der die Zukunft des Kämpfens vorhergesagt hatte, das chinesische Festland aber zum Teil wegen dem starren Widerstand gegen äußere Einflüsse und Veränderungen verließ. Nun hat MMA die Tür eingetreten und Innovation wird der Gemeinschaft aufgezwungen.

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The New Masters ist ein Dokumentarfilm, der die Geschichte der chinesischen Kampfkunstgemeinschaft in seinem aktuellen Zustand der Reform wiedergibt und erzählt, wie sie versucht, sich aus einem isolierten Monolithen in etwas Neues zu verwandeln. Der Film folgt einigen Charakteren durch diese Landschaft des Wandels. Einen Shaolin-Kampfkünstler namens Xingxi etwa, der versucht, die Brücke von Kung Fu zu MMA zu schlagen. Xingxi mag etwas naiv sein. Es mag ihm nicht in vollem Umfang bewusst sein, was es bedeutet, einem MMA-Kämpfer tatsächlich im Ring gegenüber zu stehen. Er mag vielleicht einige Male im Würgegriff landen. Aber seine Reise ist ein Mikrokosmos auf dem Pfad, den Kung Fu antreten muss, wenn es von der MMA-Gemeinschaft als etwas anderes als eine malerische, quasi-religiöse Kampfkunst angesehen werden soll, als eine philosophische Untermauerung eher als eine Quelle effektiver Technik. Xingxis Kontrastfigur wird dargestellt von der Kung Fu-Meisterin Zou Fan, die sich vor zwanzig Jahren in der chinesischen Pampa tabulose Kämpfe mit bloßen Fäusten lieferte und nun in den Bergen zum Tao meditiert und Tai Chi übt. Für sie muss Kung Fu nur sich selbst dienen. Echt sein.

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Dann ist da noch die Geschichte von Ning Guangyou, dem Champion des „UFC TUF: China“ und seinem eher prosaischen Streben nach finanzieller Sicherheit durch Kampfsportarten. Schließlich folgen wir dem Vergil des Films, Vaughn Anderson, der einst seine Karriere in China als Kämpfer bestritt und nun eher damit ringt, den Ruhestand von sich zu weisen und seinen komfortablen Büro-Job als OneFC’s Mann im Reich der Mitte zu akzeptieren. Das sind unsere Neuen Meister. Jeder von ihnen ist damit konfrontiert, in einer neuen Welt zu bestehen. Jeder von ihnen strebt nach dem zufriedenen Geist eines wahren Kampfkünstlers. Und jedem von ihnen wohnt eine Interpretation für Mao Zedong’s Zitat inne: „Um den Geist zu zivilisieren, muss zuerst der Körper unter Angriff stehen. “

Der Originalartikel wurde von Sascha Matuszak für das VICE-Vertical „Fightland“ geschrieben und kann hier gelesen werden: THE NEW MASTERS: A DOCUMENTARY ABOUT MMA AND KUNGFU IN CHINA. Mein Beitrag simuliert einen ersten Entwurf zur Vorlage. Der etwas holprige Stil des Autors wurde darum beibehalten – ich habe nur kleine Änderungen vorgenommen, um den Lesefluss der Übersetzung zu erleichtern. Um urheberrechtliche Konflikte zu vermeiden, habe ich auf die im Originalbeitrag verwendeten Bilder verzichtet. Stattdessen hier ein Bild von mir.

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